
Meine childfree journey!
Meine childfree journey: Wie ich statt zur Crazy Cat Lady zur Coachin für bewusst Kinderlose wurde.
Als ich darüber nachgedacht habe, wie ich dir am besten von meiner eigenen childfree journey berichten kann, fiel mir als erstes folgende Geschichte ein:
In meinen 20ern gab es diesen Insider-Witz zwischen mir und einiger meiner Freundinnen, der ging so:
Wir würden alles anders machen. Keinen „klassischen“ Weg wählen: keine Hochzeit, keine Kinder, kein Hausbau, kein Familien-Van.
Wir würden für immer ausgehen, ausschlafen und im Augenblick leben. Im Alter würden wir dann „Golden Girls“-mäßig mit unzähligen Katzen unser Haus teilen, Scrabble spielen und dazu Kaffee mit Gin trinken. Klingt großartig, oder?
Das Ganze war – du ahnst es vielleicht – natürlich mehr Joke als ein ernsthafter Plan. Doch im Gegensatz zu meinen Freundinnen war mir schon damals klar, dass für mich doch ein bisschen Ernst in dem ganzen Spaß drinsteckte.
Um realistisch zu bleiben: Dass ich je in einem Haus voller Katzen leben würde, ausgeschlossen…
Unvergessen, ein für mich prägendes Erlebnis, bei dem sich die Nachbarskatze fauchend in meinem Teddymantel verkrallt hat.
Anyways, ich bin wohl eher Hundemensch. 😉
Aber zurück zu dieser halbironischen Zukunftsvision von mir und meinen Girls:
Ja, doch! Ein Teil von mir wusste wohl schon damals, dass ich niemals Kinder wollen würde.
Von Cat-Moms-to-be zu “richtigen” Müttern.
Während sich mein Leben weiterhin um Freundschaften, meinen Job, Weiterbildung, Sport und Reisen drehte, wurden meine Freundinnen nach und nach von Cat-Moms-to be zu “richtigen” Müttern.
Hab ich mich für sie gefreut? Logisch, denn es war ja das, was sie sich für ihr Leben gewünscht hatten.
Ich verfolgte aufmerksam die Veränderungen, die sich in den Leben meiner Freundinnen vollzogen. Wie sie selbst sich veränderten in dieser neuen Rolle.
Und ganz automatisch begann sich auch in meinem Leben einiges zu verändern, nun, da einige meiner engsten Vertrauten plötzlich ganz andere Interessen und Lebensrealitäten hatten.
Eine Lebensrealität, das ahnte ich immer stärker, die niemals meine sein würde.
Freiwillige Kinderlosigkeit ist fast nirgendwo Thema.
Für mich das Ganze dann einmal ohne Kinder, bitte. Okidoki, dann mal los.
Ich tat zunächst, was ich immer tue, wenn ich mich für etwas interessiere:
Mich so richtig Tunnel-Style in das Thema vertiefen.
Ich begann, zu beobachten, zu recherchieren. Ich dachte darüber nach, wie viele Frauen ich persönlich kannte, die sich bewusst für ein Leben ohne Kinder entschieden hatten. Ich musste passen und registrierte: Freiwillige Kinderlosigkeit ist fast nirgendwo Thema.
Einzelnes fand ich schon. Es gab einige Literatur und auch im Netz wenigen Content zur Kinderfreiheit. Manches davon sprach mich an, einige Positionen fand ich jedoch ziemlich extrem und konnte daher nichts mit ihnen anfangen.
Bei der Informationslage hatte ich zumindest den Frauen der vorherigen Generationen etwas voraus. Eine kinderfreie Frau, die heute um die 50 Jahre alt ist, berichtete mir beispielsweise vor ein paar Monaten, dass sie in den 90er Jahren gerade einmal ein Buch zur Thematik gefunden hatte – und das war nicht einmal in ihrer Sprache. So viel dazu.
Umso mehr ich mich mit dem Thema beschäftigte, umso mehr dämmerte mir jedoch auch:
Damn…diese Entscheidung hat eine ganz schöne Tragweite!
Woher sollte ich denn bitte wissen, ob es sich nicht nur um eine Phase handelte, die vielleicht pünktlich mit Anfang 40 vorbei sein würde?
Was, wenn das nur eine Phase ist?
Spätestens jetzt wurde der struggle für mich real.
Auf der einen Seite war da mein Umfeld, das nach und nach Familie gründete. Da waren gesellschaftliche Erwartungen und Werte, mit denen ich aufgewachsen war. Da war ganz viel „so macht man das halt“. Da tauchten im Außen immer wieder die Fragen nach „ob und wann und überhaupt“ auf.
Und auf der anderen Seite stand mein eigenes, kristallklares Gefühl von:
Ich will das für mich nicht. Und zwar nicht nur jetzt nicht, sondern gar nicht.
In diesem Spannungsfeld hab ich mich mehrere Jahre aufgehalten und eins kann ich sagen: Angenehm ist was anderes.
Denn mal ehrlich: Wie macht man Pläne für Karriere, Reisen, Privatleben, wenn man in dieser grundsätzlichen Frage planlos ist?
Was zur Hölle sollte ich sagen, wenn man mich auf einer Party danach fragte, wann es denn „bei mir soweit sei“? So etwas wie
„Naja weißt du, eigentlich will ich es nicht. Aber dann hab ich manchmal Zweifel und denke ´Vielleicht doch?´ und dann weiß ich wieder ´Auf gar keinen Fall!´“
erschien mir einfach keine Smalltalk-geeignete Erklärung.
Dass der Gedanke, ich müsste mich erklären, ein Teil des Problems war, war mir damals natürlich auch nicht bewusst.
Der Gedanke, ich müsste mich erklären, war ein Teil des Problems.
Nach langer Zeit des Überlegens, Abwägens und der Zweifel wurde es mir irgendwann zu bunt. Ich hatte einfach keine Lust mehr, mich im Kreis zu drehen. Also entschied ich mich – gegen Kinder.
Das klingt jetzt vielleicht easy peasy lemon squeezy. Als hätte ich das mal eben so aus der Hüfte geschossen. In Wahrheit steckt eine Menge Arbeit an mir selbst in diesem Prozess.
Ich kann im Rückblick nur den Kopf schütteln, über all die Zeit, die ich damit vertan habe, mich nicht zu trauen, zu meinen Gedanken, Empfindungen und Entscheidungen zu stehen.
Diese Zeit wird nie wieder zurück kommen und diese Erkenntnis hat mich nachhaltig geprägt.
So kam es, dass ich, als ich Jahre später zum ersten Mal mit der Frage nach Wunschkundinnen und Kundenavataren für mein Coachingbusiness konfrontiert war, sofort eine Gruppe von Frauen vor Augen hatte: Frauen, die in diesem Augenblick an genau an dem Punkt stehen, den ich nun schon länger hinter mir gelassen hatte.
Großartige Frauen, die Runde um Runde im Gedankenkarussell fahren, weil sie sich völlig blockiert fühlen durch die Frage, ob das Mutter-Sein für sie infrage kommt – oder nicht.
Bis ich jedoch tatsächlich dazu kam, mit diesen Frauen zu arbeiten, sollte noch über ein Jahr vergehen. Denn ich startete zunächst mit einer anderen Positionierung in die nebenberufliche Selbstständigkeit. Aber der Wunsch im Hinterkopf, mit dem Thema „Freiwillige Kinderlosigkeit“ zu arbeiten, blieb. Hartnäckig.
Du brauchst Verbündete statt Vorurteile.
Und dann, finally: Nach einer längeren Auszeit im Sommer 2021, in der ich beruflich noch einmal alles über den Haufen warf, entschied: „Ich mach das jetzt! Ich werde Coachin für Kinderlose!”. Heimlich, still und leise begann ich, über meine Netzwerke Kontakt aufzunehmen, zu kinderfreien und noch nicht entschlossenen Frauen. Mit ihnen zu sprechen, sie nach ihrem Alltag, ihren Herausforderungen und Wünschen zu fragen.
Diese Gespräche, der Austausch, die Verbundenheit und die Erkenntnis: „Verdammt wir sind so viele!“ gaben mir den letzten Anstoß, das nun wirklich zu starten.
Und damit Willkommen im Hier & Jetzt: Es ist mir ein Herzens-Anliegen, die bewusste Beschäftigung mit der K- Fragen zum Thema zu machen. Lass uns das geltende Narrativ überdenken, dass Mutter-werden eine Selbstverständlichkeit und Kinderlosigkeit immer ein unfreiwilliges Schicksal ist.
In den Gesprächen mit nicht-entschlossenen Frauen habe ich den Satz „Ich dachte immer, mit mir stimmt etwas nicht.“ so häufig gehört. Das muss aufhören. Du brauchst Verbündete statt Vorurteile und kein stilles Kämmerlein, in dem du dich täglich um dich selbst drehst.
Lass uns gemeinsam den Raum aufmachen für mutige Entscheidungen. Für neue Ideen und Lebenskonzepte. Ob mit oder ohne Kindern. Oder Katzen. 😉
Much Love! S.
Danke liebe Sina, dass du dein journey mit uns teilst! :)
Danke für das Interview heute, liebe Sina. Und danke für dieses Beitrag. Hab mich gleich für deinen Newsletter angemeldet.
Vielen Dank für diesen wunderbaren Beitrag, Sina! Dein Newsletter ist schon gesichert ;-).
Standing ovations für Deine journey! :-)
Same here…viele Frauen gehen diesen Weg, leider sprechen die Wenigsten so offen und vor allem direkt darüber 😃 Super Blog und toller Auftritt Sina! Noch eine Newsletter-Abonnentin mehr!